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Der Burgstadel Hoppengarten

Text | Dorfgeschichten, Verschwundene Orte | 17.10.2023

Der Name des interessanten kleinen Ortes Hoppengarten zwischen Wilberhofen und Herchen, der viele schöne alte Fachwerkhäuser besitzt, ist in Deutschland häufiger zu finden und bedeutet: Hopfengarten.

Das ist zunächst etwas verwunderlich, weil in unserer Region das Klima für den Hopfenanbau nicht so günstig ist. Aber das war im Mittelalter bis ins 16. Jahrhundert anders. Bis dahin lagen die Jahresdurchschnitts- Temperaturen um ein bis zwei Grad höher als heute. Deshalb gab es damals ja auch den Weinanbau an der Sieg von Siegburg bis nach Wissen (Weingartsgasse, Blankenberg, Kelters, Wingershardt) durchgehend. Und Bier wurde auch überall gebraut in den sogenannten Hausbrauereien. Bier wurde damals regelmäßig überall getrunken als Ersatz für das häufig ungesunde, weil abwasser-kontaminierte Gebrauchswasser. Und zum Bierbrauen brauchte man Hopfen. Und ein großes Hopfendorf brauchte ein   Oberhaupt. Die Oberhäupter waren damals die Ritter des Landadels, die davon lebten, dass sie für den Amtmann des herzoglichen Amtes Windeck die Steuern eintrieben im „Franchising-System“, bei dem sie nur eine bestimmte  Menge abliefern mussten, aber so viel eintrieben, dass sie und ihre Familien gut davon auf ihrer Burg leben konnte. Eine Burg oder ein „festes Haus“, wie man damals sagte (später auch „Motte“ aus dem Französischen), musste es schon sein, weil diejenigen, von denen die Steuer oder Akzise eingetrieben wurde, die Bauern und kleinen Handwerker, manchmal aus Verzweiflung sich wehrten, wenn sie wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand standen, und dann mit Mistgabeln und Dreschflegeln gegen die Herrschaft aufmuckten. Was nie zu Erfolg führte, außer einmal – in der Französischen Revolution, und das nur wenige Jahre! Die Burg Hoppengarten ist die einzige der Windecker Burgen, von der oberirdisch nichts, aber auch gar nichts, übrig geblieben ist. Sie stand an der Stelle, wo heute die Kapelle St. Michael steht.  Und für die wurde der Platz erfolgreich und gründlich frei gemacht. Wenn man also von ihren Resten etwas  finden will, müsste man graben. Aber sie lebt noch in der  Erinnerung der älteren Hoppengartener, die sie wiederum aus der Erinnerung ihrer Großeltern und älteren Vorfahren kennen. Und sie lebt literarisch noch in dem schönen Buch von Ernst Weyden „Das Siegthal“ von 1865, in dem auf Seite 234 steht:
„In der nächsten Umgebung, deren Mittelpunkt Burg Windeck (ist), finden wir noch Ueberreste oder wenigstens die Burgstadel der Vesten und Burgen: Hoppengarten, Wilbringhoven, Spitzenburg, Niedecke oder Nideggen beim Dorfe Dattenfeld, Bruch bei Thal-Windeck und im Kirchspiel Rosbach die Edelsitze Mauel, Stein, 1803 abgerissen, Hof und Bensekausen oder Bensekaul“
Und mehr ist oberirdisch nicht übrig von der Burg oder Veste Hoppengarten.


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