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Josef Höffer erzählt aus der 100-jährigen Geschichte seiner Firma

Text | Dorfgeschichten, Betriebe, Gaststätten | 01.01.1868

Josef Höffer erzählt aus der 100-jährigen Geschichte seiner Firma

Josef Höffer (Enkel), 1896 – 1984

„Ich habe in meiner Jugendzeit noch die Postillione Stangier und Demmer gekannt, die mit Posthorn und Pappzylinder die mit Pferden bespannten Postkutschen durch das Land der oberen Sieg geleiteten“, begann Josef Höffer, Inhaber der Landesprodukten-Großhandlung Wilhelm Höffer in Schladern, seinen Bericht über die 100-jährige Geschichte seiner damals weit über die Grenzen des Siegkreises bekannten Firma. In der dritten Generation führte er die von seinem Großvater im Jahre 1860 gegründete Firma.

Großvater Josef Höffer war damals auf Betreiben des mit ihm verwandten Hauptlehrers Schwellenbach in Dattenfeld als Hilfslehrer aus Neuhohnrath nach Schladern gekommen. Zunächst richtete er in einem gemieteten Raum eine Kohlenhandlung ein, die mit einer Gastwirtschaft verbunden war. Acht Jahre später besaß Großvater Josef Höffer bereits ein eigenes Haus, in dem er die Firma unterbringen konnte.

Von 1868 bis 1900 führte er darin auch die Posthalterei und hatte zeitweilig zwölf Postpferde untergebracht, die die Postkutsche von Schladern aus ins Oberbergische und an die obere Sieg zogen. Im Jahre 1889 übernahm in der zweiten Generation Wilhelm Höffer mit 24 Jahren den Handel mit Kohle und Brennstoffen. Er erweiterte die Firma noch mit dem Handel von Dünger und Futtermitteln, Getreide und allen Arten von Landprodukten. Zur damaligen Zeit war an der oberen Sieg der Handel mit Gerblohe von besonderer Bedeutung. Die von den Landwirten und Waldbauern geschälte Eichenrinde wurde gegen Leder eingetauscht. Im Jahre 1900 übernahm Wilhelm Höffer den gesamten väterlichen Betrieb. Allerdings wurde die Posthalterei bald darauf an das gerade gebaute Hauptpostamt Schladern abgegeben. Der heutige Inhaber Josef Höffer (der Schreiber) übernahm die Firma im Jahre 1926 und führte sie bis 1970. Die Gastwirtschaft „Bergischer Hof“ wurde 1927 verpachtet und 1960 nach dem Tode des letzten Pächters verkauft an die Familie Bredenbrock. In der Gemeinde Dattenfeld, zu der Schladern bis 1969 gehörte und die dann in die Großgemeinde Windeck aufging, genoss Josef Höffer einen guten Ruf. Seit vielen Jahren hatte er Sitz und Stimme im Gemeinderat und nahm regen Anteil besonders am Heimatort Schladern. Er starb 1984, nachdem er die Firma Höffer vorher an seinen dritten Sohn Rolf übergeben hatte.

Von Josef Höffer stammen die 1980 verfassten Aufzeichnungen im Artikel Meine Windecker Schulzeit.

Josef Höffer I. wurde 1832 geboren und heiratete kurz nach seinem Umzug nach Schladern eine Anna Catharina Kolb aus Dattenfeld.

Anna Catharina Höffer, geb. Kolb, mit Katharina Kolb, geb. Bestgen und deren Ehemann Wilhelm Kolb. Siehe hierzu auch den Artikel Alte Berger.

Ein Schwestersohn war der später als Widerstandskämpfer“ bekannt gewordene Vikar Ernst Moritz Roth. Josef hatte mit seiner Frau zwei Töchter und fünf Söhne. Der Sohn Fritz gründete in Dattenfeld die Gastwirtschaft Höffer, heute „Dattenfelder Hof“, die inzwischen von Josefs Ur-Ur-Enkel André Höffer weitergeführt wird. Der Sohn Heinrich wurde Bäcker und eröffnete in Schladern neben der väterlichen Gastwirtschaft eine Bäckerei. Drei seiner Söhne wurden ebenfalls Bäcker, ein vierter, Dr. Willy Höffer, studierte, promovierte und wurde schließlich leitender Angestellter bei der Schladerner Kupferrohrfabrik Elmores. Josefs Sohn Wilhelm übernahm die Gastwirtschaft und den Landproduktehandel in Schladern.

Wilhelm mit den Söhnen Josef und Willy und seiner ersten Frau Gertrud, geb. Langen.

Er heiratete zuerst die Gertrud Langen aus Honneroth bei Altenkirchen, mit der er die Söhne Josef und Willy hatte. Willy soll ein außerordentlich guter Schüler gewesen sein. Etwa um 1919 stürzte er beim Turnen vom Reck und trug einen Lungenriss davon, an dem er verstarb.

Personalausweis von Gertrud Höffer geb. Langen, ausgestellt am 6. Mai 1920

Als Gertrud 1921 im Sterben lag (sie konnte wohl den Tod Willys nicht verwinden), legte sie ihrem Mann ans Herz, ihre Freundin aus Honneroth, Lieschen Lenz vom benachbarten Kumphof, zu heiraten, was er auch machte.

Sein Sohn Josef heiratete später Helene Lütz aus Dattenfeld, mit der er die Söhne Wilhelm, Franz-Albert und Rolf bekam. Mit seiner zweiten Frau, Anna Maria Baldus aus Duisburg, hatte er die Söhne Manfred, Konrad, Guido, Elmar und die Tochter Annemarie.

Wilhelm Höffer mit zwei Radfahrer-Gästen und Wilhelm und Franz Albert Höffer, Trinchen Röhrig, Trina Zimmermann

Erhalten ist der Antrag, den Wilhelm Höffer für den Bergischen Hof stellte. Er wohnte damals in dem kleineren Haus rechts im Bild.

 

"Schladern, den 8. Mai 1901

Betr.: Gesuch um Erteilung der Bauerlaubnis, von Wilhelm Höffer aus Schlader

Auf der Parzelle 282/93 in Flur 3 der Katastergemeinde Windeck beabsichtige ich, da meine bisherigen Räumlichkeiten nicht mehr ausreichend sind, an meinem Wohn- und Geschäftshause einen Anbau zu errichten.

Das Erdgeschoss soll zu Gastzimmern, das Ober- und Dachgeschoss zu Wohn- und Schlafzimmern benutzt werden.

Die Außen- und Innenwände sollen in Schwemmsteinfachwerk hergestellt werden, und werden außen noch mit Schiefer bekleidet.

Die Kellerräume werden mit Schwemmsteinen zwischen eisernen Trägern überwölbt. Die Decken der aufgehenden Geschoße sind als Holzbalkenlage mit Lehmschutzdecke gedacht.

Im übrigen verweise ich auf vorliegende Zeichnungen nebst Situationsplan.

Die Ausführung des Baues erfolgt durch Bauunternehmer Poppel aus Schladern.

Ich bitte ganz ergebenst mir die Bauerlaubnis hierzu bald gefl. erteilen zu wollen.

Hochachtungsvoll!

W. Höffer

An den Herrn Bürgermeister Petri
Hochwohlgeboren
Rosbach"

Alle Fotos: Archiv Elmar Höffer


Elmoresstraße 10