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Jürgen Blumenthal - 1948

Text | Personen | 03.01.2024

Meckis“ Kinderjahre

Jürgen Blumenthal erzählt Geschichten und Erlebnisse aus seiner Kindheit

Albert Blumenthal 1948 mit Sohn Jürgen auf dem Arm

Mecki wurde ich vom zweiten Schuljahr an genannt. Ich glaube aber bis heute noch, dass viele Schulkameraden meinen echten Namen gar nicht kannten. Ich selbst aber war stolz auf diesen Spitznamen.

Direkt neben unserer Wohnung auf dem Stein in Schladern, hatte der Bauer Mikus aus Schöneck eine Weide, die im Jahreswechsel als Heuwiese oder als Bullenweide genutzt wurde. Für uns Kinder war dies war ein spannendes Betätigungsfeld. In den Heuballen Häuschen bauen oder über die Wiese rennen und die jungen Bullen ärgern. Anschließend, falls wir erwischt wurden, folgte die Standpauke der Eltern, des Bauern Mikus oder seines Knechts Horst Behnke. Ebenso zur Mutprobe gehörte es, den elektrischen Zaundraht anzufassen. Im unteren Bereich der Weide ist das alte Siegbett. Dort fingen wir Kaulquappen, die wir zur großen Begeisterung der Mutter in die Badewanne setzten. Zur Wiedergutmachung pflückten wir dann Blumen, z. B. Sumpfdotterblumen, Schwertlilien oder Wiesenschaumkraut. Im Winter wurde auf dem Gelände Schlitten gefahren. Heute ist dort eine große Fabrikhalle. Albert Blumenthal 1948 mit Sohn Jürgen auf dem Arm. 130 Im Haus auf dem Stein wohnten zu meiner Zeit:

• meine Eltern Albert und Luise Blumenthal mit Christhild und mir;

• Johann und Katharina Röhrig mit Karl?Heinz;

• Heinz und Margot Schöneberg mit Christel, Heinz Ingmar und Berit;

• die Schlipphacks, ein Ehepaar, das mit den Schönebergs zusammenwohnte;

• August und Erna Geilhausen mit Horst und Winfried;

• außerdem wohnte unter dem Dach in den Mansarden noch Hubertus Ranke.

Die Schönebergs bauten dann im Scheuerfeld ein Haus, die Röhrigs in der Burg-Windeck-Straße. Später wohnten noch Familie Menn mit Sohn Volker und Tochter im Haus sowie Hans und Margot Pracht mit Wolfgang, der später Patenonkel meiner ältesten Tochter wurde.

Tini Röhrig mit Sohn Karl?Heinz und Heinrich und Gretchen Schmidt mit Sohn Hermann. Foto: K. H. Röhrig.

Heinz Ingmar, der Sohn der Schönebergs, wanderte später nach Norwegen aus, wo seine Mutter herstammte. Soviel ich weiß, war sein Ziel die Stadt Narvik. Die Blumenthals kauften ein Haus in Lindenpütz.

Das Wohnhaus am Stein stand gegenüber der heutigen Kulturhalle kabelmetal, es wurde in den 1960er Jahren abgerissen. Foto. Blumenthal

Sehr viel später diente das Vier-Familienhaus als Bürogebäude der Firma Kabelmetal. Hubertus Ranke zog mit seinem Vater nach Schöneck in den sogenannten Pferdestall, ebenso lebten dort die Schneiders. Der Vater war Vertreter eines bekannten Sprudelwassers aus der Eifel.

Spielkameraden auf dem Stein waren Heinz Ingmar, Volker und Horst Schmidt, der ein Haus weiter wohnte. Wir „Steiner“ zogen auch mal nach Schladern, um dort Abenteuer zu erleben, und die Schladerner Jungs und Schulkameraden kamen auch zu uns auf den Stein. Wolfgang, der Sohn der Schneiders, gehörte ebenso zu unserer Clique. Seine beiden Schwestern und auch meine Schwester konnten nur ungern von uns „Männern“ ertragen werden.

Die Wohnungen auf dem Stein waren vier Zimmer in nachfolgender Reihe. Wir hatten erst nur ein Zimmer, das nach hinten heraus ging. Später, als die Familie Bredenkötter ausgezogen war, bekamen wir die ganze Wohnung. Interessant war es in heißen Sommern, wenn die Plumpsklos (vier Stück nebeneinander) richtig voll waren, diese zum Überlaufen zu bringen. Auf Anregung von Hubertus Ranke klauten wir Hefe und warfen die in die Plumpsklos und brachten sie damit zum Überschwappen. Herrlich, was da alles zur Straße hinunterlief. Elmores baute später für jede Wohnung ein Bad mit Toilette an, damit war der Spaß dann vorbei.

Bei Bauer Mikus in Schöneck durften oder mussten wir schon mal Milch holen, unserer Meinung nach ein großes Abenteuer. In der Kurve nach Schöneck gab es direkt am Weg einen riesigen Waldameisenhaufen. Die Tiere liefen in Massen über die Straße.

In Schöneck, in Höhe der alten Villa, wohnten entweder Hornissen oder Wespen in dem Pumpenhäuschen am Weg, die uns stechen wollten. Also gingen wir so schnell wie möglich die Milch holen und liefen ebenso schnell mit der vollen Milchkanne zurück, was nicht immer einwandfrei funktionierte, wir hatten große Verluste. Irgendwann wurde in den 1960er Jahren das alte Bauernhaus abgerissen.

Das wunderschöne Gutshaus Schöneck von Bauer Mikus. Foto: Michael Becker

Es gab in Schöneck noch das Mausoleum, damals noch intakt (Foto). Die Särge wurden angeblich von den Besatzungssoldaten nach dem Krieg zum Friedhof nach Dattenfeld gebracht. Auf den Emporen des Innenraums kletterten wir herum.

Das intakte Mausoleum in Schöneck. Foto: Michael Becker

Reste des Mausoleums in Schöneck. Foto: Blumenthal

Wir haben auch die Marmorfiguren im Vorraum bestaunt. Diese Figur hielt eine große Platte mit der Aufschrift „RIVE“ in der Hand. Draußen war noch ein Metallzaun vorhanden, der uns mit Metallschildern am Zaun anzeigte, wer dort von der Dienerschaft begraben wurde. Wir waren sowohl im Mausoleum als auch im Außenbereich sehr respektvoll und vorsichtig.

Natürlich war auch die Ruine Windeck ein Ausflugsziel für uns. Am interessantesten war die Höhle (vermutlich Vorratsraum der Burgküche). Sie reichte nur einige Meter tief in den Berg und war sehr dunkel. Mutig wie wir waren, gingen wir trotzdem hinein. Das Schlossgespenst hat sich natürlich nie sehen lassen, obwohl wir vorher bereits laut über das Burggelände getobt waren. Eine weitere, heute zugemauerte Höhle gab es zwischen Schladern und der Präsidentenbrücke. Auch die weckte unsere Neugier hineinzugehen, aber auch dort gab es keine Höhlenmonster, schade!

Wenn wir beim Stromern bis Windeck (heute Altwindeck) oder Dattenfeld gekommen waren, ging es beim Rückweg auch schon mal dem Bahnwegelchen entlang. In Höhe des Abzweiggleises nach Elmores-Stein gingen wir über das Hauptgleis, um den Nachhauseweg abzukürzen. Nach heutiger Sicht war es keine Mutprobe, sondern eine enorme Dummheit.

Manchmal hatten wir Glück und der Lokführer nahm uns nach dem Rangieren mit zum Bahnhof Schladern, was nicht erlaubt war, uns Kindern aber großen Spaß bereitete. Auch die Rangierpoller hatten es uns angetan. Wir setzten uns drauf und drehten uns so lange, bis uns ganz schwindelig wurde oder bis wir uns übergeben mussten. Übergeben mussten wir uns auch manchmal nach den Zigaretten, die wir in den Pollern versteckt hatten.

1954, als ich in die Schule kam, gehörte die Schule in Schladern noch zur Gemeinde Dattenfeld, während das Örtchen Stein zur Gemeinde Rosbach gehörte.

Bemerkbar machte sich das etwa auch bei Wahlen, dann mussten meine Eltern nach Mauel gehen. Auch der Lehrer Hoppe teilte mir mindestens einmal pro Woche mit, dass er mich bei meiner nächsten Dumm- oder Frechheit von der Schule werfen würde und ich dann in Lindenpütz zur Schule gehen müsse. Lindenpütz war die zuständige Schule für den Ort Stein, worüber jedoch großzügig hinweggesehen wurde.

In der Ferienzeit fuhren auch schon einzelne Schüler in den Urlaub. Italien war sehr beliebt. Ein Mitschüler von mir, Hans Werner Rödder, fuhr mit seinen Eltern nach Großenbrode. Damals gab es noch keine Brücke nach Fehmarn, die Fähren fuhren alle von Großenbrode nach Dänemark oder nach Fehmarn. Seine Erzählungen machten mich sehr neidisch, während Italien nicht zu meinem Interessengebiet gehörte. Als ich in der Schule erzählte, ich sei in der Ostzone gewesen, wurde der Lehrer Hoppe neugierig. Auf seine Nachfrage hin und auch aus Angeberei berichtete ich, jeder Onkel und jede Tante hätte einen Fernseher, ein riesiges Gerät mit kleinem Bildschirm. Alle hätten eine Wohnung, oft sogar einen Neubau. Fast alle aus meiner Verwandtschaft wären im Besitz eines Autos oder eines Motorrades. Außerdem hätten alle Viehzeug im Stall: Enten, Gänse, Hühner und Schweine wären selbstverständlich. Wir auf dem Stein hatten das alles nicht – noch nicht. Dem Lehrer Hoppe gefiel meine Erzählung nicht und er behauptete, ich würde lügen. Daraufhin schlug er mir ins Gesicht und drohte erneut damit, mich nach Lindenpütz auf die Schule schicken zu wollen. Gelogen hatte ich wirklich nicht, vielleicht leicht übertrieben (mein Vater hatte zwölf Geschwister), nicht alle Ver? wandten befanden sich in dieser Lage.

Sehr viele Jahre später, etwa im 7. oder 8. Schuljahr, wurden wir Schüler zeitweise nebenan in der Berufsschule oder im Sportler? heim unterrichtet. Geschah etwas wider seinen Willen, so warf Lehrer Hoppe schon mal in seiner Wut den Zeigestock, Kreide oder auch seinen Schlüsselbund nach den Schülern. Letzteren warf er auch mal nach mir, ich konnte ihn aber gerade noch auffangen. Aus Reflex warf ich wieder zurück und traf ungewollt, aber bestens, meinen Lehrer. Anschließend bin ich geflüchtet, ansonsten wäre vermutlich eine Tracht Prügel fällig gewesen.

Trotz allem ging ich gerne in die Schule. Am interessantesten fand ich, dass wir Schüler abwechselnd auf dem Hinweg in die Schule Pflanzen pflücken sollten, die wir dann später im Unterricht bestimmten. So lernten wir verschiedene Gewächse kennen, wovon ich viele wieder vergessen habe. Zur Nikolauszeit kam auch zu uns der Nikolaus. Es war unser Nachbar Röhrig, der Knecht Ruprecht sein Sohn Karl?Heinz. Sie machten uns vor der Geschenkeübergabe ziemlich bange. Gerettet wurden wir dann jedes Mal von Frau Röhrig.

Unser Großvater aus der Nähe von Bad Sülze in Mecklenburg, damals noch sowjetisch besetzte Zone/DDR, besuchte uns so ziemlich jedes Jahr. Zuerst fuhr er nach Köln zu meinem Onkel Ernst (ein Bruder meines Vaters), dann kam er zu uns auf den Stein. Er brachte immer ein großes „Fresspaket“ für uns mit. Da immer noch ein Onkel mitkam, musste er dann auch nicht allzu schwer tragen. Ich kann mich noch an riesige Salamis erinnern, auch an geräucherte Enten? und Gänsekeulen sowie Schmalz und Speck, später waren auch Konserven im Gepäck.

Mein Vater war öfter krank. Er arbeitete bei Elmores – wo es noch keine Lohnfortzahlung gab – und meine Mutter eine Zeit lang in Wilberhofen bei RWI. Wir waren oft knapp bei Kasse. Gehungert haben wir jedoch nicht. Am liebsten war mir in diesen knappen Zeiten dann Zuckerbrot. Eine mit Butter bestrichene Scheibe Brot wurde über dem Zuckertopf bestreut, sehr lecker! Einmal, so erzählten es mir meine Eltern, kam der katholische Pfarrer von Schladern zu ihnen und teilte mit, wenn sie zum Katholizismus konvertieren würden, bekämen sie (wir) des Öfteren eine Spende mit Lebensmitteln und Bekleidung. Beide Elternteile haben dies jedoch mit großem Protest abgelehnt.

Etliche Male haben wir unseren Vätern Bretter, Nägel und Werkzeug gemopst. Damit wollten wir Häuschen oder Hochsitze in den Bäumen bauen. Das entwendete Werkzeug für unsere Hochsitze versuchten wir dann unbemerkt wieder zurückzubringen, was natürlich nur selten klappte. Ich wollte dort ungestört meinem größten Hobby nachkommen, dem Lesen. Natürlich nicht nur Bücher, sondern auch Comics. Letztere waren unserem Lehrer Hoppe jedoch ein Dorn im Auge. Er war der Meinung, dass diese Hefte nur großer Schund seien. Rasselbande, eine Zeitschrift, sei die richtige Lektüre für uns Schüler. Der Vertreter der Zeitung kam hin und wieder in die Schule und machte Abo-Verträge. Mit Kindern! Das war sicherlich nicht erlaubt. Comics wurden liebend gern gelesen, ausgetauscht und ausgeliehen. Das erste richtige Buch, das ich lesen konnte, war im Übrigen aus der Schladerner Bücherei. Es war Walt Disney’s „Bambi“.

Mein Vater fuhr nach jedem Sieghochwasser an die Krümmung des alten Flussbetts. Dort sammelte er das angeschwemmte Holz auf und brachte es auf einem Handwagen nach Hause. Helfen durfte ich auch – den Handwagen schieben. Das Holz wurde später zu Brennholz verarbeitet. Manchmal wurden gute Bretter auch noch für den Bau eines Kaninchen? oder Hühnerstalls gebraucht oder eben für einen Hochsitz.

Blick auf Schladern

In meiner Familie hatten wir nur ein altes Fahrrad, das von allen genutzt wurde. Hauptsächlich für Fahrten in die Apotheke nach Rosbach. Auch die Heimfahrt nach dem Pflaumenpflücken bei Verwandten in Obernau machten wir mit dem Rad. Der Gepäckträger des Fahrrades war mit einem großen Korb beladen, am Lenker links und rechts hing je eine große Tasche. Mit dem vollbepackten Rad ging es mit „Affenzahn“ den Maueler Berg hinab. In der letzten Kurve kam ich einmal von der Fahrbahn ab und krachte durch den Lattenzaun der Familie Rötzel. Die Pflaumen wurden dabei großzügig auf dem gesamten Grundstück verteilt und mit Hilfe der Rötzels schimpfend wieder aufgesammelt. Dann habe ich das Rad nach Hause geschoben.

Herr Rötzel war Kunstmaler und ich durfte ab und zu zusehen, wie er malte. Er hatte immer einige angefangene und auch einige fertige Ölbilder in seinem Atelier stehen. Nach meinem Begriff sehr gute!

Als Kinder kannten wir alle Obstbäume und Beerensträucher in der Gegend, auch alle aufgelassenen Gärten in der Nähe waren uns bekannt. Wir sammelten alles Mögliche. Einmal sah ich, wie unser Nachbar mit einer Einkaufstasche das Haus verließ. Die Gelegenheit war also günstig, über den Zaun auf dessen Kirschbaum zu klettern. Allerdings kam er früher zurück als erwartet. Er ließ seinen kleinen Hund über die Obstwiese laufen, der war absolut harmlos und hätte mir sicherlich auch nichts getan. Angst hatte ich aber trotzdem, also bin ich auf dem Baum geblieben. Spät am Nachmittag rief meine Mutter nach mir. Ich traute mich aber immer noch nicht vom Baum herunter und auch nicht, Antwort zu geben. Irgendwann wurde der Hund ins Haus gerufen und ich konnte nach Hause. Natürlich hat meine Mutter mich „sehr gelobt“ dafür, dass ich so spät war und ihr nicht geantwortet habe. Später hat mir der Nachbar dann erzählt, dass er gewusst habe, dass ich auf dem Baum saß.

Ein Erlebnis hatte ich auch mit Dr. Kiefer, dem Großvater des heutigen Arztes. Schulkameraden hatten schon mal eine Sehnenscheidenentzündung. Man brauchte, falls es am rechten Arm war, in der Schule nicht mitzuschreiben. Den Vorteil dieser Krankheit wollte ich mir auch zunutze machen. Also ab zu Dr. Kiefer. Ich schilderte ihm, wie sehr mir mein Arm schmerze. Er stand dann auf, ging ins Nebenzimmer und kehrte mit einer riesigen Spritze zurück. Ich gestand augenblicklich, dass ich keinerlei Schmerzen mehr hätte. Zu dieser Zeit gab es noch keine ärztliche Schweigepflicht, somit erfuhr mein Vater ziemlich früh von der Sache.

In Schladern, in der Nähe zur Brücke nach Mauel, war im Sommer unser Freibad in der Sieg. Ich blieb am Uferbereich, denn ich konnte nicht schwimmen. Die größeren Jungs aus dem Dorf sprangen von den Pfeilern oder auch vom Geländer der Brücke in die Sieg. Aus Neugier kam ich näher heran. Die Jungs riefen mir zu, ich sei zu feige und würde mich deshalb nicht trauen ins Wasser zu springen. Auf meine Antwort, ich könne nicht schwimmen, versprachen sie, mir sofort aus dem Wasser zu helfen. Ich bin tatsächlich gesprungen, wahrscheinlich aus Dämlichkeit. Sie hatten riesigen Spaß daran, dass ich so laut um Hilfe schreien konnte. Sie hielten aber auch ihr Versprechen und retteten mich.

Der Wasserfall war noch vor dem Mausoleum und der Burg unser bevorzugter Abenteuerspielplatz. Im Sommer, wenn das Wasser der Sieg für die Turbinen, die der Stromerzeugung von Elmores dienten, gebraucht wurde, war der Wasserfall nahezu trocken. Wir kletterten mit leeren Konservendosen und einem Eimer hinein. Beim Leerschöpfen der einzelnen Spalten fingen wir schon mal Fische, über die sich mein Vater riesig freute. Sie wurden gebraten und sofort verspeist. Über andere Fänge wie kleine Aale, Schnecken, Köder und Kaulquappen die in der Badewanne herumschwammen, „freute“ sich meine Mutter. Spannend war es, mit der Eisenbahn nach Köln zu fahren. Ich musste nach Lövenich oder Longerich. So ab elf bis zwölf Jahre durfte ich allein fahren. Ich nutzte es voll aus, zumal dort Vettern und Cousinen in ungefähr dem gleichen Alter wohnten.

Ein anderes Mal war ich mit meiner Mutter nach dem Konfirmationsunterricht in Rosbach verabredet. Es sollte für mich im Kaufhaus Felsing ein Konfirmationsanzug gekauft werden. Als meine Mutter zur verabredeten Zeit nicht da war, stieg ich in den Zug nach Schladern. Bei der Abfahrt sah ich sie aus dem Zugfenster. Ich sprang aus dem Zug, den Postleuten vor die große Karre. Zum Glück ist nichts geschehen. Den Anzug habe ich bekommen. Mit sonstigem Sport hatte ich nichts zu tun, weder aktiv noch passiv. Mein Hobby war einfach das Lesen, immer und überall.

So viel und noch so viel mehr ist geschehen. In meiner Erinnerung hatten wir nur schönstes Wetter und Sonnenschein. Mit 14 wurde ich konfirmiert und der „Ernst des Lebens“ fing an. Ich begann eine Lehre als Dreher bei Elmores. Und noch wichtiger als Abschluss des Ganzen: wir sind damals ohne Handy und Smartphone großgeworden. Unvorstellbar!


Steiner WegSchladern