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Von der Kupferrohrfabrik zur Kulturstätte

Text | Betriebe | 01.09.2013

Kabelmetal – von der Kupferrohrfabrik zur Kulturstätte

Text und Fotos von Dieter Vollmer

In die ehemalige Versandhalle ist 2013 die Kultur eingezogen. Das Bürger- und Kulturzentrum kabelmetal hat sich zu Windecks Aushängeschild Nummer eins entwickelt.

Dass 1989 ein Lastwagen der in Fröndenberg beheimateten Firma Schmöle vor der Versandhalle von Kabelmetal steht, ist kein Zufall. Das Unternehmen im Sauerland fertigt ebenfalls Kupferrohre und kam 1988 unter das Dach des Gutehoffnungshütte-Konzerns, der bereits 1963 die „Elmore's Metall AG“ übernommen hatte. Wie so häufig bei Unternehmenszusammenschlüssen, blieb ein Betrieb auf der Strecke, und das war in diesem Falle kabelmetal in Schladern.

Das Foto zeigt einen Blick ins „Werk 2“, so hieß die Halle auf der rechten Siegseite. Technische Beschreibung der Maschine siehe unten.

In dieser Ansicht fällt auf, dass nur ein Arbeiter zu sehen ist, es handelt sich um Leo Waclawek aus Rosbach, der schon lange zum Stammpersonal gehörte. Er war der Ehemann meiner Patentante Elli, und so weiß ich, dass er die Arbeit in diesem Unternehmen mit ausgeprägter Loyalität leistete. Dazu gehörten auch Überstunden und außerplanmäßige Einsätze.

Auch mein Vater, Helmut Vollmer, arbeitete bei kabelmetal, eingesetzt im Werk 1. So kam ich in den Semesterferien manchmal in den „Genuss“, dort an einer der Ziehbänke zu arbeiten und den Unterschied zwischen der Arbeit am Schreibtisch und in einer Fabrikhalle zu erleben, wo sich die Gerüche von heißem Öl, Metall und Maschinen zu einer speziellen Atmosphäre vereinigten. Dazu kam die Arbeit im Akkord, die ich nur aus eher entfernt klingenden Erklärungen in BWL-Büchern (Betriebswirtschaftslehre) kannte, und die sehr häufig mit einer Vorteile-Nachteile-Tabelle abschlossen. Greifbar nahe kam das Thema, wenn es am Vorabend einmal spät geworden war im Sportverein, und man trotzdem um 6 Uhr an der Maschine stehen - oder besser, sich bewegen - musste, sah man die Nachteile sehr deutlich vor Augen. Wie schön, dass es in der Pause hin und wieder ein Siedewürstchen am „Betriebskiosk“ gab! Das war aber nur möglich, wenn ich im Verwaltungsbüro arbeiten konnte, in der ehrwürdigen Villa am Wasserfall. All das, was in den Hallen erzeugt und in Geld messbar war, wurde dort in vielerlei Papieren aufgezeichnet und fand auf den damals für mich noch nicht überschaubaren Wegen den Eingang in Bilanzen und Kostenrechnungen. Letztere sind dann irgendwann mal die Indizien für die Schuld eines Unternehmens, den Gewinn zu weit geschmälert zu haben. Andere machen’s billiger, ruft man denen zu, die nicht reich geworden sind bei dieser Arbeit.

Schon mit der Errichtung des Werkes auf der linken Siegseite erfolgte der Bau eines Gleis-Anschlusses, der zunächst die Versandhalle erschloss, am Schönecker Weg durch eine noch heute vorhandene Schranke gesichert. Das etwas tiefer liegende Gleis zum neuen Werk zweigte mit relativ starkem Gefälle von der Siegtalstrecke ab, für die leistungsfähigen Diesellokomotiven war das aber kein Problem. Letztmalig wurde der Gleisanschluss im Sommer 1996 genutzt.

Diese Güterzüge, zuletzt wurden mit ihnen die so genannten Übergaben gefahren, gehörten zum alltäglichen Erscheinungsbild auf der Siegstrecke. Von Troisdorf bis Au wurden die Gleisanschlüsse bedient, zum Beispiel in Hennef, Eitorf, Schladern, Rosbach und Au. Dieses - insbesondere in den Augen von Bahnmanagern - aufwendige Prozedere wurde einerseits durch die Schließung der Werke und Händler, andererseits durch den angeblich kostengünstigeren LKW überflüssig. Der Umweltschutz dürfte in diesen Überlegungen keine Rolle gespielt haben.

Heute erinnert nur noch eine kleine Werkslok auf einem Sockel vor Werk 2 an die Zeiten, als ein für Windeck bedeutendes Industrieunternehmen Kupferrohre per Bahn in alle Himmelsrichtungen transportieren ließ.

Zeitungsartikel zur Schließung von kabelmetal (Oktober 1988):

Angst geht um bei "kabelmetal"

Hilflose Wut in der alten Fabrik

Schwarze Fahne weht am Werktor

Familien stehen vor dem Nichts

 

Technische Daten DEMAG Aetna

Plan Werk II 

 


Schönecker Weg 5